Mittwoch, 27. Januar 2010

Müssen Sie wirklich billig einkaufen ?

Wenn ich durch die immer mehr versteppende Oldesloer Innenstadt gehe, wird mir Angst und Bange. Nicht nur das fast nur noch Billigläden ihre mit Kinderblut hergestellten Waren anbieten, auch in den letzten Bastionen des Einzelhandels ziehen Billigkonzepte ein. Frisöre zum „Selber Haare Schneiden“, Becker zum „Selber Einpacken“, Apotheken zum „Selber das Medikament aus dem Regal hohlen“ oder Schuster zum „Selber besohlen“.
Ich höre schon Ihre Aufschreie: „Wir haben doch alle nichts zu verschenken. Es ist doch gut, das es auch billiger geht. Was soll schlecht daran sein?“
Deutschland ist ein Land der Sonderpreis- und Billigjäger geworden, es kann gar nicht billig genug sein. Für 15 Euro nach Spanien fliegen, für 30ct einen Liter Milch kaufen, für 20 Euro einen Monat lang im Sportstudio trainieren, ein Mobiltelefon für 1 Euro, und, und,.....
Ich habe leider ein traurige Erkenntnis für Sie: Dafür das der Einzelhandel in Deutschland untergeht sind Sie ganz alleine verantwortlich!
Sie alle kaufen bei Aldi, Sie alle kaufen bei MediaMarkt, Sie alle kaufen im Internet.
Das beste ist das Sie alle wissen das Sie selbst der Motor in einem Teufelskreis sind, der sich Kaufkraftverlust nennt.
Wenn alle (auch die Besserverdiener) nur noch das billigste nachfragen und kaufen, wird es immer weniger Arbeitsplätze in Deutschland geben, und die wenigen Angestellten die es noch gibt überwachen die SB-Kassen der Supermärkte zu Stundenlöhnen von 3 oder 5 Euro. Von diesem Lohn fließt dann nichts mehr in die sozialen Sicherungssysteme, und Kaufkraft ist das auch nicht.
Jetzt die gute Nachricht:
Es gibt noch einen Ausweg. Wir die Konsumenten, haben noch immer die Möglichkeit
unser Kaufverhalten zu ändern.
Ist gar nicht so schwer, überlegen Sie einfach einmal bei Ihrem nächsten Einkauf wo der Artikel hergestellt wurde, wer in der Handelskette verdient, und wie viele Arbeitsplätze direkt mit Ihrem Kauf zusammenhängen. Gedanken über die Umweltverschmutzung und die Arbeitsbedingungen in den Herstellungsländern möchte ich Ihnen gar nicht zumuten, so viel schlechtes Gewissen wünsche ich Ihnen nun wirklich nicht.
Ich habe ein paar schöne Beispiele für Sie:
Selbstbedienungsbäcker:
Die Brötchen werden in Polen gebacken, über die Autobahnen transportiert, und dann hier in Deutschland mit 1 oder 2 Personen pro Geschäft verteilt, verkauft möchte ich das nicht nennen.
Nicht-Nahrungsmittel bei Aldi, Lidl und Co.:
Fast alles kommt aus China, Indien oder anderen Extrem-Billigländern, und bringt dem Händler vielleicht 15% Gewinnmarge. Wie viele Menschen dort arbeiten wissen Sie selbst.
Sollten Sie diese Kolumne bis hierhin gelesen haben, gehören Sie schon zu den Menschen mit einem Rest Konsumintelligenz, mein Glückwunsch.
Das Beste an unserer genetischen Programmierung ist jedoch das Vermögen jederzeit und überall wegzuschauen und vergessen zu können.
Könnten Sie sonst jeden Tag aufs Neue die Tageszeitung lesen? Wissen Sie noch von dem Werkzeugset bei Aldi das Hautgifte enthielt und fruchtschädigend war?
Haben auch Sie schon vergessen wie bei Lidl mit Mitarbeitern umgegangen wird?
Stecken Sie einen Stock in die Speichen des Teufelskreises. Sie werden ihn nicht aufhalten können, aber vielleicht verbiegt die eine oder andere Speiche.
Wir sehen uns.
Vielleicht bei unserem nächsten Einkauf bei Aldi. Sie können mich aber viel öfter auf dem Wochenmarkt, im Reformhaus, bei Peters, bei Expert, bei Wellfit oder bei Bäcker Schmidt treffen. Ich bin der der sich länger die Etiketten anschaut.

1 Kommentar:

  1. Ich stimme im Kern der Sache zu 100% zu!
    Allerdings gibt es für mich eindeutig einen Pferdefuß an Deinen Überlegungen,denn: Man muss sich sein Gewissen eben auch leisten können!
    Die Spirale in der Realität sieht doch folgendermaßen aus: Genau die/derjenige Angestellte, der für 3€/Stunde ausgebeutet wird, ist auch auf Aldi, Kick und co. angewiesen. Jeder Mensch auf Harz IV + ein paar hundert Euro wird sich nicht für fairtrade Kaffe interessieren, wie auch?
    Und genau da muss das Gewissen geweckt werden: Beim Mittelstand (entschwindet zunehmend in die 5€ Liga) und bei den wirklichen Besserverdienern.
    Sich um regionales und saisonales Obst und Gemüse kümmern und nicht unbedingt Erdbeeren im November essen zu wollen, kann man natürlich auch als Geringverdiener.

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