Samstag, 26. Februar 2011

Hilfe, holt mich hier raus!

Gibt es in Deutschland überhaupt Unterschichten oder wird uns dieser Begriff nur permanent in unsere Tablettendose gelegt, damit wir weiterhin schön unser Klassendenken pflegen? Ist es das Huhn oder das Ei, wo ist der Anfang?
Zugegeben, für diese Kolumne bedurfte es eines Anstoßes in Form eines Keulenschlages in den Nacken, um mir selbst einmal darüber Gedanken zu machen (Keule siehe unten). Die notwendige Größe der Keule, zeigte mir wie subtil und perfide diese Verdummungskampagne angelegt ist.
Lesen oder hören Sie meine Quelle und machen sich Ihre Gedanken, mehr kann und möchte ich gar nicht erreichen.
Überlegen Sie doch einmal, würden Sie wollen, dass 82,5 Millionen Menschen in Deutschland aktiv an der Demokratie mitarbeiten? Doch sicher nicht, oder?
Ich bin sicher, dass es in Deutschland eine kleine Gruppe von Menschen gibt, die jede zweite Nacht schweißgebadet aufwachen, weil sie Alpträume hatten, in denen genau das passiert. Alpträume über ein Land in dem niemand mehr die Bild- Zeitung liest, in dem es keine Gala oder Blitz-llu, 90% Wahlbeteiligung, keine Stammeskämpfe (Fussball) mehr gibt und Chancengleichheit für alle Kinder gewährleistet ist.
Diese vielleicht 5.000 Menschen sind aber so gut vernetzt, dass es bei den Alpträumen bleibt. Der Trick ist, die Balance zu finden zwischen Verblödung und Konsumfähigkeit der Menschen. Ich fürchte, in nicht wenigen Tresoren liegen Abschriften Orwells "1984" als Masterplanstragegiepapier.
Durch Vernetzung können alle wesentlichen Dinge das Lebens beeinflusst werden, Presse, Fernsehen, Schule und Ausbildung, Arbeit.
Das Zauberwort heißt "Angst". Wer Angst hat, macht sich keine Gedanken um seine Mitmenschen. Wer Angst um seinen Status und seine Vorteile hat, ist ein idealer Systemroboter. Wer Angst hat, kann mit Feindbildern beliebig manipuliert werden, mal sind es Ausländer, mal Terroristen, mal Gewerkschaften. Es ist leicht, ein statistisches Ereignis zum Dauerzustand "Bericht zu erstatten".
Wer jeden Tag mitgeteilt bekommt, dass ein Mensch in der U-Bahn verprügelt wurde, hat Angst U-Bahn zu fahren. Was ist hier das Ei, was ist das Huhn? Das Huhn ist die Gesellschaft, die es frustrierten Jugendlichen erst möglich macht, aus der anonymen Masse heraus Aggression auszuüben. Das Ei, also die Aggression muss nicht verkündet werden, sondern der Missstand in der Gesellschaft.
Die andere Methode ist es, große Teile des Lande einer Paralysebestrahlung auszusetzen. Wir nennen diese Strahlung "Fernsehen".
Wer sich jeden Tag über Seifenopern mit sinnentleerten Geschichten und ebensolchen Schauspielern oder über die neueste Beleidigung eines Dieter B. an verhaltensgestörte Jugendliche unterhalten kann, will nichts mehr von der wirklichen Welt wissen.
Ich wünsche Ihnen heute Abend viel Spass beim Fernsehen, ich freu mich schon auf das große Finale im "Hausfrauen-Boxen ohne Mundschutz und Handschuhe" auf RTL. Super, da fließt endlich wieder einmal das Blut in Strömen.

Quelle: "Die verblödete Republik" von Thomas Wieczorek
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Samstag, 19. Februar 2011

Zeitung ohne Leser?

Ich lese gerne Zeitungen und Nachrichten.
Mit zunehmendem Alter möchte ich auch zunehmend mehr über die Welt wissen, auf den wir die Ehre haben zu leben.
Eine Seite bzw. Rubrik gefällt mir besonders, der „Blick in die Welt“. Warum? Ganz einfach, auf dieser Seite werden fast nur angenehme Dinge berichtet, nie werden dort Tote oder vermisste Menschen vermeldet. Dieser „Blick in die Welt“ soll uns sicherlich wieder den Glauben an die Menschheit zurückgeben, der uns ja auf den vielen Seiten davor genommen wurde. Fast jede Rubrik meldet Tote, Verletzte oder Bedrohte.
Muss das so sein? Sind wir wirklich nur am Negativem interessiert? Kaufen wir nicht nach Informations-, sondern nach Blut- und Tränengehalt?
Ich habe versucht, ein Bündel Neuigkeiten für Sie zusammen zu stellen, das geeignet ist Sie positiv zu stimmen:

Tunis:
Aufgrund der weltweiten Berichterstattung mussten mehrere Ghetto-Resorts schließen, da die Touristen ausblieben
Stuttgart:
Verwaltungsbehörden nehmen aufgrund von Bürgerprotesten Entscheidungen zurück
Berlin:
Alkoholmissbrauch in der Gruppe der 15-25 jährigen ist nach dem europaweiten Verbot jeglicher Werbung für alkoholischer Getränke auf fast 0 gesunken
Bad Oldesloe:
Der altStadt e.V. meldet das sich alleine im letzten Quartal 30 neue Vereinsmitglieder gefunden haben, die ab jetzt aktiv Feste in und für Oldesloe planen und organisieren wollen.

Brauchen Sie jeden Tag das Wissen, dass es anderen schlechter geht?
Wäre es komplett absurd, sich in der Frühstückspause über gute Neuigkeiten zu unterhalten?

Ich glaube, dass die Dinge die auf uns einwirken, uns im Wesen und Gemüt beeinflussen und uns ein Leben lang beeinflussen. Negative Dinge wirken negativ, positive Dinge wirken positiv.

Samstag, 12. Februar 2011

Hallo, Ich bin ein Schotte

Ich bin krank.
Infiziert mit einer Krankheit die mich froh und zufrieden macht. Die Krankheit, die mich befallen hat heißt "Apfel". Genauso gesund wie der Name klingt, so fühle ich mich auch.

Ich schreibe diese Kolumne noch schnell, bevor ich den letzten Rest meines freien Willens verloren habe und mich völlig der Gemeinschaft des Apfels ergeben habe. Ich befürchte das ich schon in Kürze alle meine Brücken zur Welt abbrechen werde und nach Kalifornien ziehen werde, um näher an der Wurzel des Apfelbaumes zu sein. Schon jetzt bin ich abhängig und habe körperliche Entzugserscheinungen, wenn ich einmal länger als 10 min nicht mein "Ich-Telefon", meine "Ich-Matte" oder mein "Schottenbuch" berühren kann.

Natürlich nenne ich, wenn wir alleine sind, alle Geräte beim echten Namen. Auch wenn wir Infizierten anderen Menschen begegnen, vorzugsweise Anhängern der Gemeinschaft WinzigWeich, berichten wir stolz über unsere Familienmitglieder und loben diese in höchsten Tönen. Wir sehen unseren Geräten natürlich auch kleine Fehler und Unzulänglichkeiten lächelnd nach, schließlich sind wir nicht böse auf Mitglieder der eigenen Familie.

Noch nie habe ich jemanden etwas, das aus der WinzigWeich Gemeinschaft stammt, loben hören. Vielmehr erinnere ich mich an Aussprüche wie: "Diese Dreckskiste" , "Das lahme Aas" oder "Ich habe keine Ahnung warum das nicht geht, einfach neu starten, dann geht es vielleicht"

Rückwirkend betrachtet schaue ich leider selbst auch auf 3 Jahrzehnte Mitgliedschaft in der WinzigWeich Gemeinschaft. Auch ich war gezwungen, jeden Tag viele Male lästerlich zu fluchen, ja oft sogar verzweifelt zu weinen. Jetzt weiß ich, dass ich mich 30 Jahre lang durch einen Berg aus Reisbrei essen musste, um endlich im Schlaraffenland anzukommen. Ich hatte niemanden, der mir eine Abkürzung zeigte, darum musste ich den langen leidvollen Weg der Entbehrung und der Frustration gehen, um endlich im Land des Honigs und der Äpfel anzukommen.

Sie haben es hoffentlich besser. Vielleicht sind Sie noch jung, wenn Sie diese Kolumne lesen und hatten noch nicht 30 Jahre lang staubtrockenen Reisbrei im Mund.

Kommen Sie in unsere Gemeinschaft, wir nehmen Sie mit offenen Armen auf und lassen Sie das Leid und den Frust schnell vergessen. Nehmen Sie Äpfel in Ihre Familie auf, Sie werden es nicht bereuen.

Ich freue mich darauf, Sie bald in unserer Gemeinschaft begrüßen zu können.


P.S. Ich durfte natürlich in diesem Text nicht die echten Markennamen verwenden, denn ich habe keine Lust abgemahnt zu werden.

P.P.S. Hatten Sie die Geschichte auch schon vergessen? Das Land des Honigs und der Äpfel