Samstag, 12. Februar 2011

Hallo, Ich bin ein Schotte

Ich bin krank.
Infiziert mit einer Krankheit die mich froh und zufrieden macht. Die Krankheit, die mich befallen hat heißt "Apfel". Genauso gesund wie der Name klingt, so fühle ich mich auch.

Ich schreibe diese Kolumne noch schnell, bevor ich den letzten Rest meines freien Willens verloren habe und mich völlig der Gemeinschaft des Apfels ergeben habe. Ich befürchte das ich schon in Kürze alle meine Brücken zur Welt abbrechen werde und nach Kalifornien ziehen werde, um näher an der Wurzel des Apfelbaumes zu sein. Schon jetzt bin ich abhängig und habe körperliche Entzugserscheinungen, wenn ich einmal länger als 10 min nicht mein "Ich-Telefon", meine "Ich-Matte" oder mein "Schottenbuch" berühren kann.

Natürlich nenne ich, wenn wir alleine sind, alle Geräte beim echten Namen. Auch wenn wir Infizierten anderen Menschen begegnen, vorzugsweise Anhängern der Gemeinschaft WinzigWeich, berichten wir stolz über unsere Familienmitglieder und loben diese in höchsten Tönen. Wir sehen unseren Geräten natürlich auch kleine Fehler und Unzulänglichkeiten lächelnd nach, schließlich sind wir nicht böse auf Mitglieder der eigenen Familie.

Noch nie habe ich jemanden etwas, das aus der WinzigWeich Gemeinschaft stammt, loben hören. Vielmehr erinnere ich mich an Aussprüche wie: "Diese Dreckskiste" , "Das lahme Aas" oder "Ich habe keine Ahnung warum das nicht geht, einfach neu starten, dann geht es vielleicht"

Rückwirkend betrachtet schaue ich leider selbst auch auf 3 Jahrzehnte Mitgliedschaft in der WinzigWeich Gemeinschaft. Auch ich war gezwungen, jeden Tag viele Male lästerlich zu fluchen, ja oft sogar verzweifelt zu weinen. Jetzt weiß ich, dass ich mich 30 Jahre lang durch einen Berg aus Reisbrei essen musste, um endlich im Schlaraffenland anzukommen. Ich hatte niemanden, der mir eine Abkürzung zeigte, darum musste ich den langen leidvollen Weg der Entbehrung und der Frustration gehen, um endlich im Land des Honigs und der Äpfel anzukommen.

Sie haben es hoffentlich besser. Vielleicht sind Sie noch jung, wenn Sie diese Kolumne lesen und hatten noch nicht 30 Jahre lang staubtrockenen Reisbrei im Mund.

Kommen Sie in unsere Gemeinschaft, wir nehmen Sie mit offenen Armen auf und lassen Sie das Leid und den Frust schnell vergessen. Nehmen Sie Äpfel in Ihre Familie auf, Sie werden es nicht bereuen.

Ich freue mich darauf, Sie bald in unserer Gemeinschaft begrüßen zu können.


P.S. Ich durfte natürlich in diesem Text nicht die echten Markennamen verwenden, denn ich habe keine Lust abgemahnt zu werden.

P.P.S. Hatten Sie die Geschichte auch schon vergessen? Das Land des Honigs und der Äpfel

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