Dienstag, 25. Oktober 2011

Runter kommen wir alle

Ich durfte gerade wieder einmal fliegen. Wie immer sind mir Dinge aufgefallen die ich mit ihnen teilen möchte.

Die Katastrophe beginnt beim Eintreffen am Flughafen. Mittlerweile hat ja jede Buschfluglinie elektronische Terminals statt Menschen denen man den Zettel des Reisebüros zeigen kann. Vielflieger haben es nach ein paar Jahren gelernt an den Kisten die begehrlichen Informationen einzugeben. Eichhörnchenfliegern jedoch wird es für alle Zeiten verborgen bleiben welche magischen Zeichen der Gott des Personalabbaus da von ihnen verlangt. Hier lassen sich interessante Gesichtsausdrücke studieren, so müssen Steinzeitmenschen ausgesehen haben, hätten Sie eine Lohnsteuererklärung ausfüllen müssen.

An der Fummelschleuse kommen dann weitere fehlende kognitive Fähigkeiten richtig schön zur Geltung. Trotz wiederholter Ermahnung und reichlich Schildern und Abbildungen fällt es sehr vielen Menschen schwer die sehr einfache Choreographie zu tanzen, die zum Abtrennen der Terrorristen von den Touristen dient. 

Wer sich als Tourist qualifiziert hat, die Terrorristen sind ja eh über die Seiteneingänge in den Flughafen gelangt, darf sich auf das Fluggerät freuen.

Hier werden weitere Charakterschwächen schamlos ans Licht befördert. Ich selbst wähle mit Bedacht einen Sitzplatz weit hinten am Heckgeschütz des Bombers. Also sollte ich gerne bei den ersten sein die das Wellblech betreten, oder jedenfalls sollten alle vor mir hohe Nummern auf ihren Zetteln haben. Aber weit gefehlt. Denn wer seine Hühnerkartons oder übergroßen Koffer unterbringen muss, meint das er dazu berechtigt ist den Gang systematisch mit Hebefiguren zu blockieren, am besten in Reihe 5-8. 

Auch Mitreisende mit kleinem Geschirr schaffen es durch die Aufführung von regelrechten Balletten für Begeisterung zu sorgen. Ich verstehe es sowieso nicht, Koffer lassen sich aufgeben. Das ist bequem, bedeutet nur Minuten Wartezeit und ist fast ohne Risiko. Die Chance auf Verlust ist geringer als die Wahrscheinlich auf einen Sechser beim Lotto.

Der nächste Knaller folgt kurz nach dem Erreichen der Flughöhe: die ersten wollen auf Toilette. Was ist das für eine Perversion die Menschen ohne Not auf Flugzeugtoiletten treibt? Achtung, ich spreche hier von Flügen unter zwei Stunden, da muss niemand wirklich dringend zur Toilette. Wenn doch, ist dringend ein Arzt- und nicht ein Flugzeugtoilettenbesuch angezeigt.

Auch erschreckend sind die Telefonisten. Am Gate, im Rüssel zum Bomber, im Bus zum Bomber, im Gang des Bombers, überall wird telefoniert. Super sind auch die "Null Info - Telefonate" denen ich zuhören durfte. "Hallo, ja wir sind gelandet, Du kannst das zwar auf der Anzeigetafel lesen, aber erst durch diesen Anruf kannst Du sicher sein das auch mein Schnatternaul mit gelandet ist" Es gibt auch eine neue Disziplin bei der "Ich bin wichtig Olympiade", das ist "Wer hat nach dem Landen mehr Anrufe auf der Schnackbox?"

Ich freue mich schon Heute auf meinen nächsten Flug.


P.S. Niederländisch ist eine total verrückte Sprache. Ich sage nur "Bromfiets = Mofa" :-)

Samstag, 20. August 2011

Publikum auf Prog-Festivals

Ich sitze gerade entspannt im Campingstuhl auf der Zappanale #22. Hier sind wir nun schon sehr viele Jahre, und fühlen uns jedes Mal noch mehr zu Hause und unter Freunden. Die Zappanalen sind eher kleine Festivals auf der Trapprennbahn Bad Doberan. Von den 10.000 Besuchern haben wir noch nie mehr als vielleicht 3.000 im Stück auf dem Gelände gesehen.
Wie der Name schon sagt, es geht um Musik von und in der Nähe von Frank Zappa, dem Multigenie den wir alle leider viel zu früh an den Krebs verloren haben.
Genauso progressiv wie die Musik ist, ist auch das Publikum, da sind 50 jährige Männer die mit ihren Söhnen "Kräuter"zigaretten rauchen oder andere die ihre original Tour-TShirts von Yes oder King Crimson aus den 70er auftragen.
Das Publikum ist total gemischt, da sind Leute im Sacko oder Kleid, andere im Batikshirt oder Ballonhose.
Seid Jahren frage ich mich was (wenn) die Leute arbeiten. Ich bin ja ein Mensch den so etwas interessiert.
Was arbeitet der Mann der sich ein F-Z auf den Kopf rasiert hat, oder was die Frau die oberschenkellange roten Stiefel anhat?
Haben Sie eine Idee?

Besonders gutes T-Shirt dieses Jahr: "Zacken 2011"

Mittwoch, 10. August 2011

Frauen sind anders - Teil 10 : Sommerschuhe

Das es unter den Menschen zwei total unterschiedliche Geschlechter gibt ist allgemein bekannt.
Das Eine Geschlecht ist extrovertiert, eitel und stets auf Stil bedacht.
Ich möchte hier jedoch wieder einmal die Frauen beleuchten, denn ich bin sicher Sie werden sich meiner Meinung anschließen, wenn ich behaupte, Frauen verdienen unser tief empfundenes Mitgefühl und unseren Trost.

Mitgefühl zu empfinden fällt mir besonders im Hochsommer leicht. Frauen leiden extrem unter Temperaturen von über 20 °C. Alles wird versucht, aber sie finden kaum Möglichkeiten zur Linderung ihrer Qualen. Voranging wird sich der Bekleidung entledigt, Bauch- und Ärmelfreie Oberteile, Bund- und Beinfreie Hosen, sind nur der Anfang.

Da auch die Füße leiden, werden diese mit Hilfe von sogenannten „Sandalen“ einer max. Nacktheit zugeführt. Diese Nacktheit muss jedoch sehr teuer bezahlt werden. Nicht genug, das der Bewegung jede Art von Weiblichkeit genommen wird, es entstehen ferner auch fast unerträgliche Geräusche bei der Fortbewegung.
Die Kombination aus Ansaugen der Füße an der Unterlage und dem späteren Ablösen derselben ist in der restlichen Tierwelt komplett unbekannt und führt dort, genau wie bei mir, zum Auslösung des Fluchtinstinktes.

Dabei ist es doch gar nicht so schwer, das Alternativszenario geht stets 3 Schritte hinter den Saug-Platsch Sandalen her und befindet sich an den unteren Enden von Männerfüßen.
Bequeme und vor allem sichere Stiefeletten oder zur Not auch Halbschuhe oder zur allergrößten Not auch Turnschuhe. Stets ist der Mann gut zu Schuh, vor allem aber sicher und ohne die Geräusche von Tintenfischen, die auf der Kaimauer erschlagen werden, unterwegs.

Zum Thema bauchfrei möchte ich noch anmerken, das Freundinnen auf jeden Fall lügen wenn sie sagen: „Du willst doch eh’ noch 2 kg abnehmen, dann sitzt es perfekt“
In Wirklichkeit quälen sich nämlich mindestens 15 KG zu viel an die Öffentlichkeit.

Samstag, 2. Juli 2011

Ohne Bestuhlung

Bin gerade auf der Jazz Baltica in Salzau.
Beim Besuch der Dance Night fiel mir wieder auf wie asozial die Gattung Mensch doch ist, bzw. wie krank unsere Gesellschaft ist.
Die Dance Night ist "unbestuhlt" das bedeutet also das keine Stühle in der Scheune stehen.
Sie kennen die Situation sicher auch, Sie haben sich brav am Eingang angestellt und stehen nun an einer guten Position im Publikum. Doch bevor so richtig gute Stimmung aufkommen will, drängeln sich von hinten Leute durch die stehenden Zuschauer und wollen "schön weit nach vorne". Das ist im hohen Maße asozial denn dadurch werden die Abstände zwischen den bereits auf "Dunstkreisentfernung" stehenden Leute reduziert und viele fühlen sich beengt und in der Beweglichkeit reduziert.
Ich habe mir Heute diese Aktionen einmal genau angeschaut. Direkt in unsere Nähe kamen nacheinander mehrere Leute nach vorne durch, das ging nicht lange gut, denn vor uns standen Leute die sich das nicht gefallen lassen wollten. Kurz dachte ich es gäbe Prügel, so stark roch die Luft nach Benzin.
Nun, diese Unsitte sich ohne Platzrecht einfach nach vorne durchzudrängen zeigt mir überdeutlich wie tief der faulige Stachel eines schlechten Charakters im Fleisch unseres Zusammenlebens steckt. Ein Charakter der sich durch Angst, Hass und Privatfernsehen in fast allen Menschen verkapselt hat.
Angst im leben zu kurz zu kommen, Hass auf alle die mehr haben als wir selbst und ein Fernsehen das uns zu willenlosen Konsumenten in einer lenkbaren Masse macht.
Na dann viel Spass beim nach vorne durchdrängeln.



Dienstag, 24. Mai 2011

Betrüger im Zweireiher

Wirklich passiert:
Eine Bekannte hat beim Durchsehen ihrer Kontoauszüge eine unbekannte Abbuchung in Höhe von 290 € gefunden, und diese natürlich sofort bei der kontoführenden Bank reklamiert. Soweit, so gut. Die Bank versprach die Sache zu überprüfen. Dazu wurde eine "übliche Bearbeitungszeit" vom einer Woche genannt.
Bemerkenswert finde ich nun das Ergebnis der Ermittlungen:
Irgendwo in Deutschland wurde eine Überweisung ausgefüllt bei der eine falsche Bankleitzahl (BLZ) aufgeschrieben wurde. Durch dieses Versehen wies die Kontonummer also zusammen mit der falschen BLZ auf das Konto einer anderen Person, einer Person die allerdings nicht als Auftraggeberin auf der Überweisung stand. Trotzdem wurde die Überweisung ausgeführt.
Nach meinem Rechtsempfinden liegt hier eine grobe Sorgfaltspflichtverletzung vor, die ich als Betrugsversuch werte. Im oben beschriebenen Fall wurde der Fehler korrigiert, und das Geld kam zurück, garniert mit dem kessen Spruch, "das könne leider passieren"
Nun, wenn mir das passiert wäre, wäre die Geschichte hier noch nicht zu Ende, von mir würde es noch einiges zu lesen und zu hören geben.

Mustertext 1
Sehr geehrte XYZ Bank/Sparkassen, es freut mich sehr zu sehen das Sie mit der gleichen Sorgfalt Überweisungen bearbeiten mit der Sie auch Geldanlageempfehlungen aussprechen.

Mustertext 2
Für mich stellt sich der Vorgang als versuchter Betrug dar, darum habe ich den Vorgang meinem Anwalt übergeben, und behalte mir rechtliche Schritte vor, Stichwort "verletzte Sorgfaltspflicht"

Mustertext 3
Wie stellen Sie sich die Kompensation für Ihre Fehlleistung vor? Glauben Sie nicht Sie können mich mit einem Plastiksparschwein stumm schalten.


Also: es muss nicht immer ein skandinavischer Mörderkrimi sein, manchmal ist auch der Kontoauszug sehr spannend.



Samstag, 21. Mai 2011

Traummänner

Hamburg, Deichtorhallen: ein Tatsachenbericht.
Anlässlich der Fotoausstellung "Traummänner" konnte ich eine Verhaltensstudie machen, deren Ergebnisse ich hier exklusiv der breiten Öffentlichkeit präsentieren möchte.
Zusammen mit 2 Kollegen einer internationalen Kommission zur Wahrung der Männlichkeit, besuchte ich die Ausstellung. Gleich beim Betreten des Foyers wurden wir überrascht, Gruppen von Frauen stimmten sich auf die Ausstellung mit alkoholischen Getränken der Gattung "Schaumweine" ein.
In der Ausstellung Selbst ermittelten wir einen Frauenanteil von 99,3 %, weitere 0,5 % der Besucher hatten zwar primäre Geschlechtsmerkmale von Männern, waren aber durch Kleidung, Körpersprache und Gesichtsausdruck beim Betrachten der Bilder, eindeutig als "Verzauberte" zu erkennen.
Da standen wir also zwischen 99,8 % Weiblichkeit, 3 gestandene Männer im Breitcordsakko, Bundfaltenhose und mit Kugelschreiberset in der Brusttasche. Es könnte jetzt natürlich schnell der Verdacht aufkommen, das wir sehr schnell unseren wissenschaftlichen Auftrag vergaßen, und versuchten das Geschlechterverhältnis zu unseren Gunsten auszunutzen. Weit gefehlt, ersten sind wir dazu viel zu sehr Profi, und zweitens, hätte das wohl auch nie geklappt. Die Stimmung war extrem östrogenisiert, jeder Blick der auf uns fiel nahm überdeutlich Maß und taxierte uns bis in Innerste.
Nach einem schnellen Blick auf die Bilder verließen wir fluchtartig die Hallen und erholten uns bei einer KurriWurst.
„Selber Schuld“ werden Sie sagen, und Sie haben natürlich recht. Bei einer Vorstellung der Chippendales würden wir uns ja auch nicht ins Publikum setzten.

Sonntag, 17. April 2011

Tanzen kann eine sehr schöne Sache sein, Teil 2

Ersten Teil verpasst? LINK

Frisch vom Baltic Soul Weekender zurück möchte ich ein paar Regeln für ein geselliges Miteinander im Bereich des Gemeinschaftstanzens postulieren. Es mag zwar sehr deutsch klingen, aber ohne ein paar Grundregeln geht es nicht.
Wer anderer Meinung ist, bewegt sind entweder nie unter 2 Promille in den entsprechenden Etablissements oder ist jemand der mit dem D-Zug durch die Tanzetikette gefahren ist.

Regel 1:
Die Tanzfläche ist zum Tanzen da. Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht. Es wird doof rumgestanden, getrunken oder gebrüllt.

Regel 2:
Der Tanzboden ist keine Sielfläche. Direkt nach Eröffnung stürmen die ersten Frühbetrunkenen auf die Tanzfläche und verteilen vorzugsweise klebrige Getränke. Nachfolgende werden nachhaltig in ihrer Bewegungsfähigkeit behindert. In Extremfällen kann es zu Drehbrücken durch festgeklebte Schuhe führen.

Regel 3:
Öffentliche Veranstaltungen sind keine Schwinger-Parties
Paaren sich Alkoholkonsum, eine exhibitionistische Grundeinstellung und Reizüberflutung, kann es zu dramatischen Darstellungen von körperlichen Interaktionen kommen. Teilweise machen diese nicht einmal vor dem Austausch von Körperflüssigkeiten Halt.

Regel 4:
Die Tanzfläche ist keine Nahkampf- Trainingszone.
Leider gibt es viele Menschen denen eine Walldorf Erziehung erspart/verwehrt blieb/wurde. Sie haben kein Mitgefühl mit zeitgleich Anwesenden und schlagen daher ohne Rücksicht um sich.

Regel 5:
Ich bleibe besser zu Hause.

Mittwoch, 13. April 2011

Baumsterben geht auch anders

Es muss nicht immer die garstige Umweltverschmutzung oder ein gemeingefährlicher Mörderpilz sein, um einem Baum den Garaus zu machen.
Es gibt eine Gruppe von Menschen, die mit Sprühdosen bewaffnet durch unsere Welt pirschen, um ahnungslosen Bäumen ihr Todesurteil in Form eines Farbpunktes auf das Fell zu brennen. Im Dosenhalfter stecken rechts die rote Dose, links steckt normalerweise die grüne. Seit der sogenannten Liebesparade 2010 jedoch stecken immer öfter zwei rote Dosen im Halfter des Wald-Sheriffs. Warum? Nun, die rote Dose bedeutet Sicherheit und Reichtum, die grüne lediglich Erholung, Sauerstoff und Lebensraum. Ein rot gebrandmarkter Baum zeigt dem Wald-Schnitter an, dass er seine Säge an ihm ansetzten soll.
Steht der Delinquent irgendwo im Wald, soll sein Leib höchstbietend versteigert werden. Dazu ziehen ihn die unsensibelsten Maschinen der Welt quer durch den Wald und verwandeln diesen ganz nebenbei in ein Trümmerfeld. Bei dieser sogenannten Baum-Ernte wird dem Prinzip Natur das Prinzip Kapitalismus auf "eindrucksvolle" Weise vermittelt.
Der Sprühdosen-Sheriff hat jedoch noch mehr im Sinn. Steht ein Baum an einem Weg, und zeigt die Baum eine latente Absicht in den nächsten 50 Jahren auf den Weg zu stürzen, wird er mit dem roten Punkt des Todes markiert. Sie müssen sich den Wahn vorstellen, es bedarf einer vielfachen Unwahrscheinlichkeit, dass jemandem dieser Baum auf den Kopf fallen wird. Erstens gehen Sie nicht bei Windstärke 8 in den Wald, zweitens spielen Sie kein Lotto und drittens sind Sie sowieso gerade in Ägypten zum Tauchen.

Wie sehen eigentlich die Wälder in den US of A aus, hängt dort an jedem Baum ein Schild "Achtung, keine Haftung, falls Teile von mir oder mein Ganzes auf Ihren Privatbesitz inkl. Körper fallen" ?

Da fällt mir ein leicht verdrehter Satz von Konfuzius ein: Setze Deinen Feind unter einen Baum und warte, bis er ihm auf den Kopf fällt.

Sonntag, 3. April 2011

Sabberrand


Mir machen viele Dinge auf der Welt Sorgen und Angst, es gibt aber auch Dinge, die mich faszinieren. Ein Sachverhalt aus unserem täglichen Leben gehört dazu.
Warum können wir Menschen nicht aus Tassen oder Gläsern trinken ohne Sabberspuren zu hinterlassen? Ich kann die Frage auch anders stellen, warum hat die Forschung noch keine Gefäße erfunden die eine sabberfreie Entnahme von Flüssigkeiten ermöglichen?
Ich habe im Selbstversuch, durch konzentriertes Trinken von verschiedenen Flüssigkeiten aus verschiedene Behältern, untersucht welche Mechanismen für das Sabbern verantwortlich sind. Ist es die Gestaltung des Randes? Ist es die Form der Lippe? Ist es die Technik, mit der die Lippe vom Gefäß gelöst wird? Ist es der Absetzwinkel?
Den Selbstversuch musste ich jedoch nach vielen Tagen ohne großen Erkenntnisgewinn ergebnislos abbrechen.

Als zweite Stufe wählte ich die Naturbeobachtung. Wochenlang habe ich meinen Mitmenschen beim Trinken auf den Rand geschaut und dabei zum Teil wirklich menschliche Schicksale entdeckt. Es gibt offensichtlich Menschen die keinerlei Wert auf eine Sabberhygiene legen, und geradezu vollmundig beim Absetzen ihrer Trinkgefäße agieren.
Da ich keinerlei „wischenschaftliche“ Arbeiten zum Thema gefunden habe, bin ich auf Ihre Mitarbeit angewiesen. Bitte unternehmen auch Sie Selbstversuche und teilen mir Ihre Ergebnisse mit. Können Sie eine Technik entwickeln zur Eingrenzung / Vermeidung von Sabberresten am Gefäßrand?
Bitte dokumentieren Sie Ihre Ergebnisse in Form von Bildern oder Videos, ich brauche diese für meine geplante Doktorarbeit mit dem Titel „Entwicklung einer Randhygiene zur Stabilisierung der Tischmoral im einundzwanzigsten Jahrhundert“

Aber keine Angst, ich strebe (noch) kein politisches Amt an.

Donnerstag, 24. März 2011

Es ist schön in der Provinz zu leben

Leider ist, es wie ich immer befürchtet habe, ich entwickle eine Großstadtallergie.
Es kann aber auch daran liegen, dass diese eine Straße in dieser einen Stadt komplett außerhalb der Statistik liegt.
Aber ehrlich gesagt, glaube ich das nicht.
Zum Einen ist es mir nicht gelungen, auf dieser doch langen und sehr belebten Straße eine Quelle für artgerechte Ernährung zu finden, sehr wohl aber 2 Solarien, 4 sogenannte Handygeschäfte, 3 Handygeschäfte, 3 Spielotheken, 3 Hotels, 2 Leihhäuser, 3 Drogerien, 1 Bestatter, 4 Friseure und andere nicht weiter interessante Immobilienbenutzer.
Natürlich gibt es auch zünftige Kneipen in denen es aber außer dem ortsüblichen extrem dünnlichen Bier, Essbares nur in Form von Feinstaubbelastung gibt. Dies wird dann fröhlich "Raucherclub" genannt.
Mein Fluchtinstinkt hat mich daher auch am zweiten Abend zu Joey Pizza getrieben, da gibt es auch Salat, gepriesen sei der große Kürbis.
Was nun die Insassen dieser Straße angeht, wurden auch hier meine Erwartungen weit übertroffen. Jugendliche die Baumarktdesigner für tragbar halten, und ihre Deppenkappe gekonnt mit einer Bauchgurttasche kombinieren. Haarschnitte auf der männlichen Seite irgendwo zwischen Papillion, Gulag und Fremdenlegion, sympathisch sieht anders aus. Das findet übrigens auch Herr Walz.
Auf der weiblichen Seite zwischen Showtreppe und unsichtbar.
Hände die nicht mit offen getragenen Fernsprechgeräten bestückt sind, werden als Bierflaschenhalter genutzt.
Auch den Ohren schnürt sich der Hals zu. Der Verkehrslärm ist das Eine. Geisteskranke LKW Mörder rasen mit 80 durch die Straße oder komplett Tiefergelegte schaben sich die Plaste an den Fahrbahnmarkierungen ab. Das Andere ist die verbale Verständigung zwischen den Menschen, ich dachte Esperanto klingt anders.

Morgen Abend bin ich wieder in Oldesloe, dann ist wieder alles gut. Dort gibt es zwar auch die oben beschriebenen Dinge, allerdings sind die in Oldesloe alle nur liebevoll inszeniert um dem verschlafenen Ort etwas Großstadtflair einzuhauchen.

Sie wollen wissen in welcher Stadt und Straße ich gerade sitze? - Kein Kommentar.

Samstag, 12. März 2011

Rumkugelbrötchen

Die aufmerksameren unter Ihnen haben sicherlich mitbekommen, dass meine Sozialisierung deutlich im letzten Jahrhundert stattfand. Oder anders ausgedrückt, ich bin älter als 23.

Kürzlich kam in meiner Facebook-Gemeinde das Thema Rumkugel und die Frage auf, ob sich die Essgewohnheiten der Schüler von heute von den meinen, aus den Jahren 1970-1980, unterscheiden.
Wir trugen damals unser Taschengeld zum Bäcker und tauschten es gegen Gummischnuller oder Rumkugel- bzw. Negerkuss-Brötchen (Anmerkung der Redaktion: für die Verwendung von politisch unkorrekten Begriffen ist der Autor selbst und alleine verantwortlich).
Ein Negerkuss-Brötchen war für den kleinen Hunger, die Rumkugelvariante für den großen magenausfüllenden Einsatz berechnet und hat auch immer zur vollen Zufriedenheit funktioniert. Schließlich waren die Rumkugeln damals noch viel größer oder waren wir kleiner?
Aus Sicht der Ernährungswissenschaft war diese Kost auch durchaus fortschrittlich, kein Fleisch, nur Fett und Kohlenhydrate. Es gab allerdings immer wieder Gerüchte, dass Mäuseschwänze in Rumkugeln gefunden wurden, aber das waren sicher nur urbane Legenden.
Es gibt also auch Wurzeln der Schnellesskultur bei uns in Deutschland, nicht alles Schlechte ist aus den US of A. Wir haben auch selbst viele Schlechtigkeiten zu bieten.

Wollen Sie mir erzählen, was Sie in Ihrer Schulzeit am liebsten gegessen haben? Sie können das in Form von Kommentaren hier gleich unter diesem Text tun.

Samstag, 5. März 2011

Hurra - Wir machen da Urlaub wo andere Krieg machen!

Geiz ist geil, wir sind geil, uns ist alles egal, was uns nicht direkt vor dem Gesicht hängt.
Wie könnte es sonst sein, dass es ein Land gibt, in dem seit 30 Jahren der Ausnahmezustand herrscht, es aber gleichzeitig ein sehr beliebtes Billigurlaubsland ist. Das muss wohl an den ulkigen Gebäuden liegen, die dort im Wüstensand rumliegen, da ist ja nun wirklich egal was rechts und links vom Touristenbus tagtäglich auf der Straße passiert.
Das gleiche gilt übrigens für Tunesien, dort wurde fleißig eine Diktatur unterstützt, weil es dort so schön warm ist und die Kinder so niedlich betteln können.

Ich kann Ihnen aber eigentlich gar keinen Vorwurf machen, schließlich stand es nicht im Farbprospekt von ALDI, dass in diesen Ländern Politikmarionetten vom Block der "besseren" Länder dieser Welt eingesetzt oder unterstützt werden, nur um den "bösen Islam" nicht wachsen zu lassen. Es wäre wirklich zu viel verlangt, sich einmal nicht nur aus RTL oder dem Schweinebauch der örtlichen Anzeigenblätter sein Weltbild abzuholen.

Haben Sie schon Ihren Urlaub gebucht? Schauen Sie einmal in diesen Amnesty Report 2010
Die Welt wird verdammt klein, wenn wir Menschen alles das wüssten, was nicht in der Gala oder der Bäckerblume steht.

Ich wünschen Ihnen viel Spaß im Urlaub.
Ganz nebenbei bemerkt, im Harz ist es auch sehr schön. Dort gibt es auch (noch) überall ALDI und Mc Donald. Doch wenn wir so weiter machen, versteppt der Harz zu einem aus der Mode gekommenen Hubbel in der Landschaft.

Samstag, 26. Februar 2011

Hilfe, holt mich hier raus!

Gibt es in Deutschland überhaupt Unterschichten oder wird uns dieser Begriff nur permanent in unsere Tablettendose gelegt, damit wir weiterhin schön unser Klassendenken pflegen? Ist es das Huhn oder das Ei, wo ist der Anfang?
Zugegeben, für diese Kolumne bedurfte es eines Anstoßes in Form eines Keulenschlages in den Nacken, um mir selbst einmal darüber Gedanken zu machen (Keule siehe unten). Die notwendige Größe der Keule, zeigte mir wie subtil und perfide diese Verdummungskampagne angelegt ist.
Lesen oder hören Sie meine Quelle und machen sich Ihre Gedanken, mehr kann und möchte ich gar nicht erreichen.
Überlegen Sie doch einmal, würden Sie wollen, dass 82,5 Millionen Menschen in Deutschland aktiv an der Demokratie mitarbeiten? Doch sicher nicht, oder?
Ich bin sicher, dass es in Deutschland eine kleine Gruppe von Menschen gibt, die jede zweite Nacht schweißgebadet aufwachen, weil sie Alpträume hatten, in denen genau das passiert. Alpträume über ein Land in dem niemand mehr die Bild- Zeitung liest, in dem es keine Gala oder Blitz-llu, 90% Wahlbeteiligung, keine Stammeskämpfe (Fussball) mehr gibt und Chancengleichheit für alle Kinder gewährleistet ist.
Diese vielleicht 5.000 Menschen sind aber so gut vernetzt, dass es bei den Alpträumen bleibt. Der Trick ist, die Balance zu finden zwischen Verblödung und Konsumfähigkeit der Menschen. Ich fürchte, in nicht wenigen Tresoren liegen Abschriften Orwells "1984" als Masterplanstragegiepapier.
Durch Vernetzung können alle wesentlichen Dinge das Lebens beeinflusst werden, Presse, Fernsehen, Schule und Ausbildung, Arbeit.
Das Zauberwort heißt "Angst". Wer Angst hat, macht sich keine Gedanken um seine Mitmenschen. Wer Angst um seinen Status und seine Vorteile hat, ist ein idealer Systemroboter. Wer Angst hat, kann mit Feindbildern beliebig manipuliert werden, mal sind es Ausländer, mal Terroristen, mal Gewerkschaften. Es ist leicht, ein statistisches Ereignis zum Dauerzustand "Bericht zu erstatten".
Wer jeden Tag mitgeteilt bekommt, dass ein Mensch in der U-Bahn verprügelt wurde, hat Angst U-Bahn zu fahren. Was ist hier das Ei, was ist das Huhn? Das Huhn ist die Gesellschaft, die es frustrierten Jugendlichen erst möglich macht, aus der anonymen Masse heraus Aggression auszuüben. Das Ei, also die Aggression muss nicht verkündet werden, sondern der Missstand in der Gesellschaft.
Die andere Methode ist es, große Teile des Lande einer Paralysebestrahlung auszusetzen. Wir nennen diese Strahlung "Fernsehen".
Wer sich jeden Tag über Seifenopern mit sinnentleerten Geschichten und ebensolchen Schauspielern oder über die neueste Beleidigung eines Dieter B. an verhaltensgestörte Jugendliche unterhalten kann, will nichts mehr von der wirklichen Welt wissen.
Ich wünsche Ihnen heute Abend viel Spass beim Fernsehen, ich freu mich schon auf das große Finale im "Hausfrauen-Boxen ohne Mundschutz und Handschuhe" auf RTL. Super, da fließt endlich wieder einmal das Blut in Strömen.

Quelle: "Die verblödete Republik" von Thomas Wieczorek
Achtung: bei Amazon nur anschauen und dann in einer Oldesloer Buchhandlung bestellen und kaufen!

Samstag, 19. Februar 2011

Zeitung ohne Leser?

Ich lese gerne Zeitungen und Nachrichten.
Mit zunehmendem Alter möchte ich auch zunehmend mehr über die Welt wissen, auf den wir die Ehre haben zu leben.
Eine Seite bzw. Rubrik gefällt mir besonders, der „Blick in die Welt“. Warum? Ganz einfach, auf dieser Seite werden fast nur angenehme Dinge berichtet, nie werden dort Tote oder vermisste Menschen vermeldet. Dieser „Blick in die Welt“ soll uns sicherlich wieder den Glauben an die Menschheit zurückgeben, der uns ja auf den vielen Seiten davor genommen wurde. Fast jede Rubrik meldet Tote, Verletzte oder Bedrohte.
Muss das so sein? Sind wir wirklich nur am Negativem interessiert? Kaufen wir nicht nach Informations-, sondern nach Blut- und Tränengehalt?
Ich habe versucht, ein Bündel Neuigkeiten für Sie zusammen zu stellen, das geeignet ist Sie positiv zu stimmen:

Tunis:
Aufgrund der weltweiten Berichterstattung mussten mehrere Ghetto-Resorts schließen, da die Touristen ausblieben
Stuttgart:
Verwaltungsbehörden nehmen aufgrund von Bürgerprotesten Entscheidungen zurück
Berlin:
Alkoholmissbrauch in der Gruppe der 15-25 jährigen ist nach dem europaweiten Verbot jeglicher Werbung für alkoholischer Getränke auf fast 0 gesunken
Bad Oldesloe:
Der altStadt e.V. meldet das sich alleine im letzten Quartal 30 neue Vereinsmitglieder gefunden haben, die ab jetzt aktiv Feste in und für Oldesloe planen und organisieren wollen.

Brauchen Sie jeden Tag das Wissen, dass es anderen schlechter geht?
Wäre es komplett absurd, sich in der Frühstückspause über gute Neuigkeiten zu unterhalten?

Ich glaube, dass die Dinge die auf uns einwirken, uns im Wesen und Gemüt beeinflussen und uns ein Leben lang beeinflussen. Negative Dinge wirken negativ, positive Dinge wirken positiv.

Samstag, 12. Februar 2011

Hallo, Ich bin ein Schotte

Ich bin krank.
Infiziert mit einer Krankheit die mich froh und zufrieden macht. Die Krankheit, die mich befallen hat heißt "Apfel". Genauso gesund wie der Name klingt, so fühle ich mich auch.

Ich schreibe diese Kolumne noch schnell, bevor ich den letzten Rest meines freien Willens verloren habe und mich völlig der Gemeinschaft des Apfels ergeben habe. Ich befürchte das ich schon in Kürze alle meine Brücken zur Welt abbrechen werde und nach Kalifornien ziehen werde, um näher an der Wurzel des Apfelbaumes zu sein. Schon jetzt bin ich abhängig und habe körperliche Entzugserscheinungen, wenn ich einmal länger als 10 min nicht mein "Ich-Telefon", meine "Ich-Matte" oder mein "Schottenbuch" berühren kann.

Natürlich nenne ich, wenn wir alleine sind, alle Geräte beim echten Namen. Auch wenn wir Infizierten anderen Menschen begegnen, vorzugsweise Anhängern der Gemeinschaft WinzigWeich, berichten wir stolz über unsere Familienmitglieder und loben diese in höchsten Tönen. Wir sehen unseren Geräten natürlich auch kleine Fehler und Unzulänglichkeiten lächelnd nach, schließlich sind wir nicht böse auf Mitglieder der eigenen Familie.

Noch nie habe ich jemanden etwas, das aus der WinzigWeich Gemeinschaft stammt, loben hören. Vielmehr erinnere ich mich an Aussprüche wie: "Diese Dreckskiste" , "Das lahme Aas" oder "Ich habe keine Ahnung warum das nicht geht, einfach neu starten, dann geht es vielleicht"

Rückwirkend betrachtet schaue ich leider selbst auch auf 3 Jahrzehnte Mitgliedschaft in der WinzigWeich Gemeinschaft. Auch ich war gezwungen, jeden Tag viele Male lästerlich zu fluchen, ja oft sogar verzweifelt zu weinen. Jetzt weiß ich, dass ich mich 30 Jahre lang durch einen Berg aus Reisbrei essen musste, um endlich im Schlaraffenland anzukommen. Ich hatte niemanden, der mir eine Abkürzung zeigte, darum musste ich den langen leidvollen Weg der Entbehrung und der Frustration gehen, um endlich im Land des Honigs und der Äpfel anzukommen.

Sie haben es hoffentlich besser. Vielleicht sind Sie noch jung, wenn Sie diese Kolumne lesen und hatten noch nicht 30 Jahre lang staubtrockenen Reisbrei im Mund.

Kommen Sie in unsere Gemeinschaft, wir nehmen Sie mit offenen Armen auf und lassen Sie das Leid und den Frust schnell vergessen. Nehmen Sie Äpfel in Ihre Familie auf, Sie werden es nicht bereuen.

Ich freue mich darauf, Sie bald in unserer Gemeinschaft begrüßen zu können.


P.S. Ich durfte natürlich in diesem Text nicht die echten Markennamen verwenden, denn ich habe keine Lust abgemahnt zu werden.

P.P.S. Hatten Sie die Geschichte auch schon vergessen? Das Land des Honigs und der Äpfel