Samstag, 30. Oktober 2010

Quatschen in der Sauna

Wie so oft, ist auch diese Kolumne aus der Not heraus entstanden.

Mich hat also etwas aufgeregt und ich habe es nicht geschafft, den entstehenden Überdruck an Ort und Stelle abzubauen.

Seit ich diese Kolumne schreibe, muss ich das ja auch nicht mehr immer sofort regeln. Die Selbstreinigung in Schriftform ist zudem viel ungefährlicher für mich, sie hat mir sicher schon die eine oder andere Nahtoderfahrung erspart.

Die Überschrift hat es schon hinreichend erklärt, was dieses Mal meinen Kamm zum Schwellen gebracht hat: Leute, die in der Saunakabine reden.

Jeder Depp weiß, das es nicht sinnvoll ist, während der Belastungsphase eines Saunabades zu reden. Jede zusätzliche körperliche oder auch geistige Anstrengung ist kontraproduktiv für die Wirkung.

Nun gibt es aber Menschen, die glauben, dass ihnen der Unterkiefer abfault, wenn dieser nicht permanent in Bewegung bleibt. Diese männlichen oder weiblichen Waschweiber tröten also immer und überall ins Horn und stören die Mitschwitzer durch die Übertragung von größtenteils sinnlosen Information.

Das sie sich selber um einen großen Teil der positiven Wirkung des Saunabadens bringen, ist mir ja Recht, dies verbuche ich auf meinem Genugtuungskonto. Aber ich lasse mich leider sehr von dem Gerede ablenken, so das mir selbst die Wirkung genommen wird.


Hier nun einige nicht ausgesprochenen Sätze für alle, die mich bereits zugequatscht haben, oder es in Zukunft beabsichtigen:

- Ihre Lebensgeschichte interessiert sicher alle hier in der Sauna,

aber ich möchte lieber auf das Buch oder den Film warten.

- Bitte sprechen Sie lauter, ich verstehe nur jedes zweite Wort.

- Stört es Sie wenn ich furze?

- Damit Sie sich nicht wundern, ich habe gestern an einem Rekordversuch

im Knoblauchessen teilgenommen.

- Hallo Sie, darf ich auch eine Geschichte von meinen eitrigen Ekzemen beisteuern?

- Entschuldigung, hat jemand einen Vorschlag für die Position meines nächsten

Intimpiercings? Ich dachte an mindestens 50g

- Den nächsten der quatscht setze ich auf den Ofen

- Alle ´mal herhören: Schnauze halten!


Ich weiß wirklich nicht, ob ich mich jemals trauen werde einen diese Sätze auszusprechen oder können Sie mir sagen, wie ich an einem nackten Körper Gewaltbereitschaft ablesen kann?

Quatscher in Konzerten

Noch etwas das mich maßlos aufregt:

Vorn spielt eine Band und hinten wird die ganze Zeit gequatscht als ob den nächsten Tag der Mund abfault.

Nicht genug das es unhöflich gegenüber den Musikern ist, auch für diejenigen die der Musik folgen möchten, ist dies in der Regel schier unerträglich. Jedenfalls geht mir das so.

Sie werden die Situation kennen, nach einem langen und harten Arbeitstag möchten Sie dem häuslichen Einerlei entfliehen und sich ggf. unter Zuhilfenahme vom 2-3 Erfrischungsgetränken, dem Schaffen von hoch motivierten Musikern hingeben. Doch kaum erklingen die ersten Harmonien fühlen Sie sich in ein Affenhaus versetzt, um Sie herum werden jetzt in Pavianlautstärke die Gespräche fortgesetzt, als ob es nichts Wichtigeres gäbe als die heutigen Benzinpreise oder die neue Handtasche. Das sinnentleerte Gerede hört auch nicht auf, wenn das aktuelle Gesprächskapitel abgeschlossen ist, nein - es geht weiter und weiter.

Genau wie ich, haben diese Egomanen doch Eintritt gezahlt, und jetzt arbeiten sie durch dauerhaftes Brüllen an einer ausgewachsenen Stimmbandentzündungen.

Bitte helfen Sie mir, bin ich der Fremdkörper oder bin ich womöglich nicht tolerant genug? Für mich hört das Recht des Einzelnen schon auf wenn er mehr als Zwei andere in seiner Umgebung belästigt.

§1 der guten Umgangsformen ist: Jeder Mensch hat sich in Gesellschaft so zu verhalten das er niemand anderen ohne dessen ausdrücklichen Wunsch belästigt, gefährdet oder behindert.

Wer den Kitzel der Belästigung braucht kann gerne die Dienste von qualifizierten Fachkräften in Anspruch nehmen, die Angebote finden sich im Nachtprogramm der Billigfernsehkanäle oder in der Tagespresse, Rubik „weiblich gewerblich“

Ich brauche den Kitzel nicht, jedenfalls nicht beim Konzert.

Freitag, 22. Oktober 2010

Wir haben (doch) die Macht

Sie erinnern sich an meine Kolumne „Offener Brief an Ferrero“


Ich habe eine Antwort erhalten, die ich auch veröffentlichen darf.


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Hallo Herr Knubbe,

in Ihrem Brief beschreiben Sie trefflich nutella als "die fantastische Nuss Nugat Creme", die Sie offensichtlich so schätzen wie viele andere unserer Konsumenten.

Dass Sie darauf nun verzichten und stattdessen auf Pflaumenmus und Erdbeermarmelade zurückgreifen, finden wir natürlich ausgesprochen schade. Wie können wir Sie wieder für nutella begeistern? Vielleicht, indem wir Ihnen sagen, dass wir die Kritik zu unserer neuen Portionsverpackung ernst genommen und Veränderungen veranlasst haben? Wir haben die Packung so modifiziert, dass das Produkt jetzt leicht und vollständig entnehmbar ist - das zumindest bestätigen uns umfangreiche Verbrauchertests. Auch wenn wir aufgrund des hohen Wiedererkennungswerts bei dem markanten Verpackungsdesign geblieben sind, ist die neue Portionspackung unseres Erachtens eine wirkliche Verbesserung. Inzwischen wurden die Produktionsanlagen umgerüstet und mit der Fertigung der neuen Portionspackungen begonnen. Ab Oktober dürften sie dann in den meisten Hotels in dieser Form verfügbar sein.

Wir hoffen, dass Sie also bald wieder die "konkurrenzlos gute Rezeptur" von nutella ohne Einschränkung genießen können, auch wenn Sie unterwegs sind.

Ihr 
nutella-Marketing-Team

verbraucherservice.deu@ferrero.com
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Ist es nicht großartig das ich mit meinem offenen Brief die Umstellung der kompletten Produktion bewirkt habe ?

Ich genieße noch 10min meine Konsumenten-Allmacht-Phantasien und verbleibe Ihr Nutella-Robin-Hood.

ES-Mädchen

Sie haben sicherlich auch schon von ES-Mädchen gehört. Auch als Totalverweigerer des Privatfernsehens haben Sie sicher schon, beim heimlichen Blättern in den beim Friseur ausgelegten Fachzeitschriften, ES-Mädchen gesehen.

Keine Prominenten-Party oder autoerotische Selbstbeweihräucherung einer Marke, eines Filmes oder einer Firma, kommt ohne diese Mädchen aus. Dort ist der Ort, an dem sie ihre verhungerten Hüllen ins Blitzgewitter recken und angestrengt versuchen, Schlagzeilen zu machen.

Sie wissen nicht was ich mit ES-Mädchen meine? - Wahrscheinlich ist Ihr Sprachzentrum schon zu sehr auf Ersatzsprache getrimmt, wäre Ihnen „IT-Girl“ lieber?

Ein ganz subtiles Beispiel ist das Fräulein Hilton, nicht ohne Absicht nach der gleichnamigen Hotelkette benannt. Andauernd in den Schlagzeilen der Massenblätter, aber nie wegen fachlicher Leistungen, sondern lediglich weil sie irgendwo anwesend oder einmal mehr zwischenmenschlich besonders rege unterwegs war.

Da wir Menschen ohne eine Steigerung der Reize auf Dauer ermüden, werden von den Damen immer größere Kaliber aufgefahren. Zur Zeit sind Drogen oder exzessiver Alkoholkonsum besonders angesagt, gerne im Kombination mit dem Führen von Kraftfahrzeugen. Sehr gut kommen dabei auch Gefängnisaufenthalte oder die Entziehung von Sorgerechten an, können dann doch besonders rührende Texte über die bunten Blätter verteilt werden.

Auf uns aufgeklärte Erwachsene wirkt dieser Zirkus in der Regel nur noch abstoßend, maximal wünsche ich mir eine dauerhafte Unterbringung in einer rosa Zelle.

Leider ist jedoch unsere Jugend komplett im Würgegriff der Medienkartelle und erliegt dem Glauben, Vorbilder vor sich zu haben, denen es nachzueifern gilt.

Schule und Elternhaus geben häufig auch keine Vorbilder ab, da wird es dann noch übersichtlicher im naturgemäß spärlich möblierten Intellekt von Pubertierenden.


Fragen Sie einmal Ihre 13 jährige Tochter, ob sie mehr Namen von „IT-Girls“ oder mehr von Buchautoren kennt (die Biographie von Lindsey Lohan zählt dabei nicht)

Offener Brief an FERRERO

Sehr geehrtes Produktmanagement bei Ferrero, Abteilung Nutella.

Ich liebe Nutella, ein Produkt mit dem nicht erst meine Generation (Geb. 1964) aufgewachsen ist. Wir alle erlebten die fantastische Nuss Nugat Creme als zweite streichfähige Substanz in unserem Leben, gleich nach der Penatencreme. Nur das es dieses Mal nicht um unsere wunden Hinterteile ging, sondern um das Auslösen einer oralen Sucht, die ganzen Berufsständen das Überleben gesichert hat. Ich denke da primär an Ernährungswissenschaftler und Zahnärzte.

Die konkurrenzlos gute Rezeptur von Nutella hat es nie zugelassen, dass ein Wettbewerbsprodukt so nah an meine Geschmacksknospen kam wie eben Ihr Nutella.

Natürlich bin ich in den letzten 46 Jahren etwas erwachsener geworden und habe in meinem Berufsleben oft selbst das geheime Buch des Marketings benutzt, um meine Kunden in einen nie endenden Kaufrausch zu zwingen. Daher findet sich in unserem häuslichen Küchenschank auch nie ein Glas Nutella, denn ich kenne ja den Suchtfaktor dieses Produktes.

Bin ich allerdings in Hotels, greife ich gerne zu Nutella, denn dort helfen mir Gesellschaft, Zeitdruck und meine mentale Stärke die aufkeimenden Suchtsymptome sofort wieder zu unterdrücken.

Da ich aber nicht als Vorsitzender einer Großbank unterwegs bin, finde ich im Frühstücksraum in der Regel so genannte „Portionsverpackungen“ vor.

Viele Jahre lang waren diese aus Aluminium gefertigt und hatten 20g Inhalt, die Form war einfach und beinahe ideal um eine fast vollständige Entleerung, mit den zur Verfügung stehenden Werkzeugen zu ermöglichen.

Ich kann ja durchaus verstehen, das Sie die Füllmenge auf 15g reduzieren wollten und die Verpackung verbilligen, aber welcher Überdosis an bewusstseinsverändernden Substanzen haben wir die neue Schalenform in Form des Nutellaglases zu verdanken?

Hat Sie das Verbraucherpanel nicht zu 100% mit den Schalen beworfen und verflucht? Ich hätte es getan! Möglicherweise sind Sie ja aber auch von einem junior Produktmanager gegen Ihr besseres Wissen überstimmt worden, weil dieser zufällig der Sohn des Ferrero Vorstandes „Cremes und Kugeln“ war.

Sie wissen garantiert um die Mängel der neuen Verpackung, die wichtigsten sind die schlechte Handhabbarkeit und die Unmöglichkeit, diese vollständig zu entleeren. Die Form ist so stark zerklüftet, dass es auch mit geschickt ausgeführten chirurgischen Messerbewegungen nicht möglich ist, die Creme vollständig zu entnehmen.

Leider weiß ich auch nicht, wie Sie jetzt ohne Gesichtsverlust aus diesem Debakel entkommen können, ich jedenfalls bin menschlich schwer enttäuscht.


Mich hat die neue Portionsverpackung ohne Not in die Hände von Pflaumenmus und Erdbeermarmelade getrieben.

Kaufhaus- und Fahrstuhlmusik

Natürlich darf in unserer multimediaverseuchten Welt Musik an keinem Ort fehlen. In der Sauna, bei Zahnarzt oder beim Friseur, überall dudelt es aus den Lautsprechern. Beim Dentisten oder beim Friseur sehe ich es ja noch ein, schließlich muss dem Kunden die Angst genommen werden. Die GEMA-befreite Musik im Kaufhaus oder im Fahrstuhl allerdings nimmt mir nicht die Angst sondert erzeugt Panikattacken und Darmverschlingungen.

Denn um möglichst billig davon zu kommen, werden oft extrem gruselige Kompilationen verwendet, die keine Abgabe an die GEMA erforderlich machen. Entsprechend mies ist daher auch die Musik. Die Produzenten dieser Musik leben am untersten Ende der Nahrungskette und müssen sich mit der Herstellung von Musik beschäftigen die in keiner Weise gewürdigt wird.

Auch hier gilt: Weniger ist Mehr.

Gefährliche Parasiten breiten sich aus

Diese Kolumne hilft Ihnen bei der Bewältigung der schier übermenschlichen Aufgabe, genannt „Leben“. Anders als sonst möchte ich Ihnen heute aus aktuellem Anlass eine dringende Warnung zukommen lassen. Im Kreis Stormarn breitet sich kaum bemerkt ein Parasit aus und hinterlässt Leid und Elend.

Ich selbst wurde vor wenigen Tagen Zeuge der schrecklichen Auswirkungen des Befalles mit dem Parasit. Auf einer Fahrradtour begegneten mir mit kurzem Abstand 2 junge Männer die trotz der Außentemperatur von über 30°C in Sportbekleidung zu Fuß unterwegs waren. Bei meiner Annäherung an die bedauernswerten Männer wurde mir klar dass was ich für Einkaufstüten hielt, in Wirklichkeit 2 große Hanteln (ca. 5kg) waren. Der eine lief sogar barfuß. Sie haben das Bild vor Augen? Junge Männer die in eng anliegender Sportbekleidung zu Fuß auf Rad- und Waldwegen marschieren und dabei wechselseitig eine schwere Handel anheben. Ich war geschockt, wollte aber die Opfer nicht selbst ansprechen, da ich nicht wusste, ob es sich um eine ansteckende Krankheit handelte oder nicht.

Kaum wieder in der Sicherheit meines Heimes überprüfte ich mich selbst im Spiegel und war erleichtert: kein enges Hemd, sondern ein betont weit fallendes T-Shirt, keine Handeln an den Händen und auch noch die festen Schuhe an den Füßen.

Schnell setzte ich mich an den Rechner und recherchierte nervös in den einschlägigen Foren (z.B. www.krankheiten-junger-maenner.de) Ich fand den die Symtome verursachenden Parasiten schnell, er heißt Muckilingus und führt zu einem Syndrom genannt Bodybuilditis.

Der Parasiten-Zyklus ist einfach wie perfide. Die Eier des Parasiten überleben am besten bei Temperaturen um die 8°C im Kleinkühlschränken mit sog. Energiedrinks (z.B. Red Bull) Die Eier werden von ihren Wirten beim Einräumen der Dosen an den oberen Dosenrändern abgestreift und verbleiben dort bis ein neuer Wirt die Dose öffnet und beim Genuss des Inhaltes die Parasiteneier aufnimmt. Die Eier platzen im Magen der Wirte auf und die schlüpfenden Muckilingen bohren sich durch die Magenwand in den Blutkreislauf des Wirtes. Im Körper bewegen sie sich zum Skrotum und senden von dort mittels Botenstoffen Signale in den Körper der Wirte, der diese zwingt an Seilen mit schweren Gewichten zu ziehen oder eben wie die beiden, die ich traf, mit Hanteln durch die Natur zu streifen. Da die Wirte zur Aufrechterhaltung ihrer Zwangshandlungen, die nach außen hin wie ein Training aussehen, viel Geld benötigen, verdingen sie sich nicht selten als Personal in Fitnessstudios. Hat der Parasit dies bemerkt, legt er selbst wieder Eier ab, nachdem er sich im Wirt zu den Tränendrüsen bewegt hat. Diese Eier werden mit der Tränenflüssigkeit ausgeschwemmt und vom Wirt über die augenwischenden Finger beim Einräumen von Energiedrinks in die Kühlschränke verbracht.


Gibt es Gegenmittel und Heilung?

Zur Zeit gibt es noch keine Impfung und auch keine Heilung.

Besonders anfällig sind jungen Männer, die entweder ohne feste Sexualpartnerin leben müssen oder deren Partnerin so attraktiv ist, dass diese für seine besten Freunde ins Beuteschema fällt, und er dadurch permanent damit rechnen muss, wegen einem Mehr an Sixpack oder Bizeps, verlassen zu werden.


Gehören Sie zu dieser Risikogruppe?

Lesen Sie meine Kolumne und halten sich fern von jeder Art Energiedrinks.